Schon im Alten Testament wird Asche als ein Zeichen der Buße erwähnt. Der hautkranke Ijob muss am Aschehaufen vor der Stadt sitzen und stirbt den sozialen Tod; in der Kapitulation vor der Unbegreiflichkeit Gottes wird er am Ende aufatmen dürfen "in Staub und Asche" (Ijob 42,6). Der König von Ninive erkennt sich und seine Stadt am Rand jenes tödlichen Abgrunds, den die Sünde zwischen Mensch und Gott aufreißt, und tut "in Sack und Asche" Buße.
In den ersten Jahrhunderten ist die Zeit vor Ostern vor allem ein geistlicher Weg der Taufbewerber, der sie auf die Taufe in der Osternacht vorbereitet. Später werden öffentliche Büßer zunächst mit Asche bestreut und in einem groben Bußgewand bis zum Gründonnerstag aus der Kirche gewiesen.
Warum wurden die Büßer mit Asche bestreut? |
Symbolisch ahmen sie damit die Vertreibung aus dem Paradies nach. Im 10. Jahrhundert empfiehlt Papst Urban II. den Ritus der Aschenauflegung zum Beginn der Fastenzeit für alle Gläubigen. Seit dem 12. Jahrhundert ist er in der gesamten Westkirche verbreitet. Die Asche ist ein mehrdeutiges Symbol, das an die Sterblichkeit des Menschen und damit an die Notwendigkeit zu beständiger Umkehr mahnt. Gleichzeitig ist es ein Zeichen für Reinigung aber ebenso für Auferstehung und neues Leben. |
Bußprozession: Eine alte Tradition neu belebt |
Der Aschermittwoch beginnt im frühchristlichen Rom mit einer Bußprozession. Der Papst zieht mit den Gläubigen unter Bußgesängen barfuß von der Kirche der Hl. Anastasia am Palatin nach Santa Sabina auf dem Aventin. Die gesamte Fastenzeit ist von ähnlichen Prozessionen gekennzeichnet. Sie gehen jeweils von einer bestimmten „Stationskirche“ aus und führen zu einer anderen. Papst Benedikt XVI zufolge habe die alte römische Liturgie durch die sogenannten Fastenstationen „eine Geographie des Glaubens entworfen.“ Man sieht das christliche Rom als eine Rekonstruktion der Stadt Jerusalem zur Zeit Jesu, so Benedikt. Es geht darum, die Wege Jesu nachzugehen. Papst Johannes XXIII. nimmt zum Aschermittwoch 1960 diesen Brauch nach jahrhundertelanger Unterbrechung wieder auf. Die Prozession nimmt seither ihren Ausgang von der Benediktinerabtei Sant’ Anselmo. In der nur wenige hundert Meter entfernten Basilika Santa Sabina feiert der Papst dann die Liturgie zum Aschermittwoch, in deren Zentrum die Auflegung gesegneter Asche steht. |
Asche: Das Ziel heißt Auferstehung |
Überraschend ist vielleicht die Verbindung von Asche und Auferstehung. Asche als Dünger wurde zum Symbol für Fruchtbarkeit und neuem Leben. Noch wirkmächtiger ist aber der Phönix. Der aus seiner Asche neu aufsteigende Vogel aus der ägyptischen Mythologie, wurde bereits im 3. Jahrhundert vom einflussreichen Kirchenschriftsteller Tertullian als Vorbild der Auferstehung Christi gedeutet. Die Asche spannt damit den Bogen von der Buße am Aschermittwoch bis zur Freude des Osterfestes, in dessen Zentrum Tod und Auferstehung Christi stehen.
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